

Die Provinz Québec gilt nicht von ungefähr als Zentrum des Herbst-Tourismus in Kanada. Die Augen brennen, so grell zeigen sich dort die herbstlichen Wälder. Besonders beliebt ist der Parc National de la Jacques-Cartier. Der Park liegt etwa 50 Kilometer nördlich von Québec City und bietet beste Ausblicke auf Zucker- und Rotahorn, auf Birken, Espen und viele andere Baumarten. Einer der schönsten Trails führt über 400 Höhenmeter auf dem Les Loups Trail (11 Kilometer), Doping für die Augen inklusive. Von oben könnte man fast meinen, die Wälder seien angepinselt oder mit einem Filter überzogen worden. Doch die roten, gelben und goldenen Farben sind echt! Es ist das perfekte Ambiente für ein herbstliches Picknick mit Baguette, Käse und Wurstspezialitäten aus Québec!

Die bunten Ahornwälder im Algonquin Park im Norden von Ontario gehören zu den Klassikern im herbstlichen Kanada. Bekannt wurde das Foliage-Mekka einst durch den kanadischen Maler Tom Thomson, der die Herbstfarben mit seinen Bildern in die Wohnzimmer und Museen des Landes brachte. Etwa drei Autostunden nordwestlich von Ottawa gelegen, finden Wanderer und Kanuten dort eine Hülle und Fülle von Trails und Wasserwegen mit Farb-Garantie! 16 Wanderwege liegen direkt am Highway 60, der den südlichen Teil des Parks auf einer Länge von 58 Kilometern durchquert. Von spektakulären Aussichtspunkten gibt es nicht nur bunte Bäume zu sehen, sondern mit Glück vielleicht auch einen Elch. In den Abendstunden lohnt es sich, dem Singen der Eistaucher zuzuhören.

Einst zogen Büffel in großer Anzahl durch die Prärien Kanadas, bevor sie beinahe ausgerottet wurden. Im Riding Mountain National Park, etwa vier Autostunden von Winnipeg entfernt, lebt seit Jahrzehnten eine kleine Herde von 40 Tieren. Besucher können die Büffel bei einer Fahrt durch das Gehege am Audry-See hautnah aus dem Autofenster heraus erleben. Besonders gute Bedingungen herrschen im Herbst. Weil dann weniger Autos über das Gelände fahren, sind die Chancen, die Tiere auch zu sehen, besonders gut. Zudem sind die Büffel bei kühlerem Wetter oft lebhafter und aktiver. So nah wie im Riding Mountain National Park kommen Besucher nur selten an die beeindruckenden Kreaturen heran. Den Moment, wenn einem ein Büffel direkt in die Augen schaut, vergisst man nicht so schnell!

Die Cypress Hills liegen an der Grenze von Alberta und Saskatchewan und gelten mit bis zu 1500 Metern über dem Meeresspiegel als höchste Erhebungen in Kanada zwischen Rocky Mountains und Labrador. Die Ausblicke auf das umliegende Prärieland sind spektakulär. Das gilt auch für die Blicke nach oben – weswegen die Region 2004 zum ersten und bislang einzigen interprovinziellen Sternenlichtreservat in Kanada gekürt wurde. Beliebt sind Sternenpartys, bei denen Besucher unter Anleitung von Experten durch Teleskope bis tief ins Universum blicken können. In Centre Block des Parks wurde dafür ein kleines Observatorium errichtet. Sternegucker lieben auch die einsamen Campingplätze. Der Blick durchs Zeltfenster bis in die Tiefen der Nacht ist unschlagbar! Mit etwas Glück gibt’s an klaren Tagen sogar Polarlichter zu sehen!

Achtung Blendgefahr! Die Region Kananaskis liegt nur eine gute Autostunde von Calgary entfernt in den Rocky Mountains – und gilt immer noch als Geheimtipp. Im Herbst explodieren dort dank der vielen Lärchenhaine die Farben. Es ist ein Paradies für Wanderer und Spaziergänger! Besucher können in Kananaskis viele leicht mit dem Auto oder Wohnmobil zugängliche Trails mit Lärchen-Garantie finden. Zu den einfacheren Touren gehört zum Beispiel der Arethusa Cirque Trail (4,5 Kilometer) im Peter Lougheed Provincial Park. Wer es sportlicher mag, der wählt den Burstall Pass Trail (16 Kilometer), eine spektakuläre alpine Hochebene in rot-braunen Farben. Die gelben und goldenen Nadelbäume am Chester Lake (9,5 Kilometer) geben sich besonders hübsch, wenn die ersten Schneeflocken gefallen sind. Auf geht's!

Wenn in der Sub-Arktis der Herbst Einzug hält, dann verwandelt sich die Tundra in einen Teppich aus bunten Farben. Wie eine riesigen Steppdecke überziehen die dunkelroten, braunen und orangen Busch- und Weidengewächse die geschwungenen Landschaften des Nordens. Besonders beeindruckend ist das Naturschauspiel im Tombstone Territorial Park im Yukon. Der Park wird wegen seiner zerklüfteten Gipfel aus schwarzem Granit oftmals als das „Patagonien des Nordens“ bezeichnet. Er liegt etwa 120 Kilometer nordöstlich von Dawson City und kann mit dem Auto über den Dempster Highway erreicht werden. Der Herbst beginnt wegen der nördlichen Lage recht früh, etwa ab Ende August oder Anfang September. Im Park hat es wunderbare Campsites für die Nacht und auch Nordlichter flimmern häufig!

Auf einmal hüpft der Lachs aus dem Wasser. Er wedelt kraftvoll mit seiner Schwanzflosse und wirbelt das flache Flusswasser auf. Hunderte seiner Artgenossen tun es ihm gleich. Die Bühne der Natur steht im Goldstream Provincial Park einige Kilometer außerhalb von Victoria, der Provinzhauptstadt von British Columbia. Die Lachswanderung beginnt dort gewöhnliche Ende Oktober und dauert bis Ende November. Dabei kehren die Lachse vom Pazifischen Ozean, wo sie ihr Erwachsenenleben verbringen, über einige Fjorde und den Goldstream River zu dem Ort ihrer Geburt zurück, um dort abzulaichen und zu sterben. Auf Spazierwegen und Aussichtsplattformen können Besucher das Ritual beobachten! Wildhüter dokumentieren in einem kleinen Besucherzentrum täglich die Zahl der zurückgekehrten Lachse. Was für ein Naturschauspiel!
Es stürmt. Das Meer ist aufgewühlt und voller Schaumkronen. Meterhohe Brecher rollen auf das Ufer zu und zerbersten mit einem lauten Krachen an den Klippen. Wie Streichhölzer zerbrechen die mächtigen Stämme an den Felsen. Rund um die Ortschaften Tofino und Ucluelet an der pazifischen Westküste von Vancouver Island ist im Herbst Sturm-Saison. Die Natur ist rau, ungezähmt, wild. Es ist ein Elementarerlebnis, eine Art Öko-Krimi live. Die Kanadier nennen es „Stormwatching“. Die Saison beginnt meist im Oktober und reicht bis in den Winter. Aussichtsplattformen und Holzbohlenwege im Pacific Rim National Park bieten Sturmguckern einen sicheren Blick auf das Wettergeschehen. Wanderungen entlang der kilometerlangen Strände sind eine Wucht. Gummistiefel und Regenjacken nicht vergessen!

Vor ein paar Jahren waren Joost und Pieter auf Urlaub in Jasper in den Rocky Mountains. Dort gefiel es den beiden Niederländern so gut, dass sie sich entschieden, einfach dort zu bleiben. In Europa hatten sie zuvor als Schauspieler, Regisseure und Moderatoren gearbeitet. Diese Talente brachten sie mit nach Kanada und gründeten in Jasper ihre eigene Zwei-Mann-Produktionsfirma. Seitdem stehen Joost und Pieter im Sommer von Mai bis September abends auf der Bühne der Lobstick Lodge in Jasper und unterhalten ihre Gäste mit der Komödie „From Jasper with Love“. In dem rund einstündigen Programm nehmen sie die Besucher auf augenzwinkernde Art und Weise mit in die Berge und erklären ihnen, warum man sich so leicht in das Nationalparkdorf Jasper verlieben kann. Dabei lassen sie die Zuschauer an ihrem ersten Campingabenteuer teilhaben, helfen dem verzweifelten Hirsch Eddie aus einer Lebenskrise und berichten von ihren Begegnungen mit den wilden Tieren im Park. Die Shows sind familienfreundlich und auch für Kinder geeignet. Auch Tourgruppen werden gerne gesehen.